11.10.08 Konzert im Gasteig
im Kleinen Konzertsaal (Reihe Masters & Winners)
Der Bratschist Nils
Mönkemeyer, Juri Baschmets Schüler und Gewinner des gleichnamigen Wettbewerbs
2006, präsentierte sich mit einem repräsentativen Programm aus Klassik,
Romantik und Gegenwart.
Das eröffnende Notturno op.
42 zeigt Beethoven in seinen frühen Wiener Jahren, 1797, eine Serenade in
heiterem D-Dur, weltzugewandt, festlich, aber auch konstruktiv. Mozarts
Gelassenheit und Verspieltheit in diesem Genre vermißt man hier, spürt aber den
Willen, populär zu schreiben. Zwischen dem Aufzugs- und Abzugsmarsch, der einem
der vierhändigen Märsche op. 45 ähnelt, finden sich u.a. ein Menuett und ein
Scherzo, eine Polacca und ein Variationensatz versammelt. Basierend auf dem
Streichtrio op. 8 hat Beethovens Schüler Ries 1803 die Bearbeitung für Bratsche
hergestellt und von Beethoven korrigieren lassen.
Das Solostück Voices von
Andras Gurojan wurde als Uraufführung vorgetragen, expressive, gleichwohl oder
vielleicht auch deshalb gut verständliche Musik, die sich Stilvorgaben
entzieht. Mönkemeyer ergriff gerne die Gelegenheit, von dem oft unterschätzten
Instrument den Schleier der Betulichkeit und Verschlafenheit wegzureißen, und
die Zuhörer ließen sich das gerne gefallen.
Schumanns Adagio und Allegro
für Horn und Klavier wurde hier adaptiert dargeboten. Man mag sich der
Orchesterfassung erinnern, die Ansermet von der Horn-Version angefertigt hat,
und die der aufgewühlte Klaviersatz mühelos evoziert. Damit verglichen wirkten
die Mittel der hiesigen Solisten bescheiden, doch blieben sie dem romantischen
Gestus nichts schuldig. Der Pianist Nicholas Rimmer war ebenso sehr
aufmerksamer Begleiter wie selbstbewußter Solist, wenn es die Musik erforderte.
Schostakowitschs Sonate op.
147 ist sein opus ultimum und dem entsprechend von tiefer Trauer erfüllt. Im
Kopfsatz tickt die Uhr und zählt die wenigen verbleibenden Tage. Aufbegehren
mobilisiert noch Lebensenergie, von der dann auch das - wie so oft - grimmige
Scherzo gespeist wird. Das lange Finale schließt an das Formmodell von
Tschaikowskys letzter Symphonie an und versteht sich als ein einziges Morendo.
Mit einem rhythmisch-melodisch geschickt verschobenen Zitat der
Mondschein-Sonate huldigt Schostakowitsch Beethoven als dem Ahnherrn seiner
eigenen Ausdrucksmusik. Er versteht diesen cis-Moll-Satz vermutlich weniger als
Naturbild, denn als Trauermusik.