Abiturrede

gehalten am 22. 6. 19xx

von A. Baur

verfasst von G. Bachleitner und

R. Wagner

 

 

Hochlöbliche Festversammlung, verehrte Festgäste, geehrte Gereifte!

 

 

Da wir nun, versammelt uns habend allhier in diesen

alten und würd'gen Gemächern, gesonnen sind zu begehen

den Tag unsers Scheidens von selbigem, oftmals betretenen Orte,

welcher Äonen hindurch gebannt an sich zog uns, woll'n

dankbar und friedlich der Zeit wir gedenken, die alle zusammen wir

lustvoll und freudig genossen und ungerne schwinden nun seh'n.

Nicht jedoch haben die Absicht wir, dabei der schmucklosen, einfält'gen

Prosa uns zu bedienen, die unwert uns scheint dieses Anlasses;

in des Hexameters prächt'gem Gewande woll'n preisen wir Ruhm und auch

Taten, die aufhäuften wir in neun oder mehreren Jahren.

Zehnjähr'ge Irrfahrt des herrlichen Dulders Odysseus fand doch des

Epos geheiligte Form. Weshalb also sollten nicht wir,

denen die nämliche Zeit ward gegeben zu irren umher und

Anteil zu nehmen an vielfält'gen, bunten Geschehnissen,

ebenso Kunde verbreiten von unserem glorreichen Wirken.

 

Fern liegt der Tag und in sagenumwobener, dunkler Vergangenheit,

als wir begannen, mit keuschem Verlangen, zu saugen der Schule

huldreich ernährende, Wissen ausströmende, Wahrheit ausgießende,

treffliche Bildung und fruchtige Reife vermittelnde Brust, be-

seelt von dem glühenden Wunsche, zu schleifen den schartigen Geist und,

rastlos getrieben von sehrender Sehnsucht, der hochheil'gen, edlen Kul-

tur reiche Güter zu kosten, bestrebt auch, die Nebel des Unwissens

 

...

 

nicht zu vergessen: es war uns auch möglich, der Mathematik

glasklar durchleuchteten, groß angelegten Palast zu durchwandern,

in der Chemie voll mit Duft angereichertem, schwülem Gewölke

und der Physik ganz mit vieltausend Formeln bespültem Gestade

lustvoll genießend und wollüstig teilnehmend uns zu ergehn.

 

Voll nun gesättigt mit all diesen Gütern des bildsamen Geistes, ge-

segnet mit schützendem, samtigem Weihwasser heiligen Wissens, ge-

stählt für die Fährnisse widriger Zeit mit dem ehernen Panzer

vielseitiger Bildung, gebadet im Brunnen belebender Weisheit,

finden wir uns nun gewappnet, den eisigen Winden der Wirklichkeit

mutvoll zu trotzen, den tückischen, allgegenwärt'gen Gefahren in

hoher und edler und kühner Gesinnung ins Auge zu blicken, mit

Tatkraft die Schrecken der unsich'ren Zukunft zu meistern.

 

Loben und preisen woll'n daher noch einmal am Schluß unsrer Rede wir

alle in festlicher Eintracht versammelten Lehrer der Schule in

dankbarer Würdigung ihres erfolgreich vollendeten Wirkens.

Dank auch den Eltern und Dank dem Direktor, der mit uns nun scheidet,

all den Gästen sei nochmals gedankt. --- Endlich.